WAS IST DENN LOS? Kunst im Leben von Gertie Fröhlich (2023)
2018 initiierte Regisseurin Marieli Fröhlich einen Dokumentarfilm über ihre Mutter, die Künstlerin Gertie Fröhlich. Die Entstehung des Films begann mit einer Reihe von Interviews mit der 88-jährigen Künstlerin, die jedoch durch ihren Tod im Jahr 2020 unterbrochen wurde. WAS IST DENN LOS? Was ist denn los? Ist sowohl der Titel des fertigen Dokumentarfilms, als auch eines Gemäldes aus dem Jahr 1986. Das Gemälde zeigt eine laufende Frau, die dem Betrachter den Rücken zuwendet und aus ihrem bürgerlichen Wohnzimmer flieht. Ein Stuhl wird umgeworfen und ein unvollendetes Buch unter dem Bild eines bockenden Pferdes zurückgelassen. Das Pferd ist zu wild für die Begrenzung seines Rahmens. Der Horizont dieses Bildes, steht im Einklang mit einem unsichtbaren Fluchtpunkt hinter dem Fenster im Gemälde. Ist diese äußere Landschaft vor dem Fenster eine unendliche Bühne, in der die Wechselfälle des Alltagslebens der Protagonistin verschwinden und der dauerhaften Freiheit in Fröhlich‘s Arkadien Platz macht?
Die Regisseurin interviewte über 20 Künstler, Wegbegleiter und Kunsthistoriker, darunter unter anderem Peter Kubelka, Rudolf Polanszky, Elisabeth Samsonov, Peter Pakesch, Barbara Steffen und John Sailer, deren Erinnerungen die Themen und Kontroversen rund um Gertie Fröhlich‘s Status als Künstlerin verhandeln und ihren Einfluss aufzeigen, den sie schon als 20 Jährige auf die Wiener Avantgarde der Nachkriegszeit hatte. Im Verlauf des Films spitzen sich diese Widersprüche zu; Ist die Existenz der bedeutendsten österreichischen Nachkriegsgalerie Nächst St. Stephan Gertie Fröhlich zu verdanken oder war sie lediglich der "gute Geist" und Sekretärin? War ihre Nacherzählung griechischer Mythen eine Analogie zu ihrer Vision einer befreiten matriarchalen Psyche – eine Position von gleicher Bedeutung, wie die Manifestationen und Deterritorialisierungen des Körpers, durch österreichische, feministische Künstlerinnen?